Unterwegs mit Thomas – Vietnam

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Ankunft in Ho Chi Minh Stadt

Vietnam ist recht schnell erzählt. Zuerst sind wir nach  Ho Chi Minh Stadt gefahren, dem ehemaligen Saigon. Ho Chi Minh Stadt ist die größte Stadt und das Wirtschaftszentrum des Landes und ist im Süden gelegen. Dort sind wir ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben uns den Wiedervereinigungspalast angeschaut. Überall in der Stadt sieht man noch den französischen Einfluss aus der Kolonialzeit, denn es gab viele Cafés und überall Baguette zu kaufen und auch anhand der Häuser konnte man dies erkennen.

Auffällig waren auch die unglaublich vielen Roller, die in der Stadt unterwegs waren. Das müssen hunderttausende gewesen sein, die gleichzeitig auf den Straßen waren. Vielleicht mehr. Besonders zur Rush Hour waren die Straßen total verstopft und die Leute sind sogar über die Bürgersteige gefahren um vorwärts zu gelangen. Wir haben sogar eine Frau gesehen, die auf dem fahrenden Roller ihr Kind gestillt hat! (Ihr Mann ist aber gefahren.) Entsprechend laut war es auch immer und wir waren froh, wenn wir es in ein Taxi geschafft hatten. Ebenfalls auffällig war, dass es fast keine Straßenhunde gab, denn im restlichen Südostasien und auch auf den Philippinen waren ständig überall Straßenhunde.

Überfahrt nach Ho Chi Minh Stadt

 

Ein kleines Wunder über den Wolken

Da unsere Endstation Hanoi im hohen Norden des Landes sehr weit entfernt gelegen ist, wollten wir noch einen Küstenort auf halber Strecke besuchen und haben uns für die Stadt Da Nang entschieden.

Auf dem Flug dorthin waren wir Zeuge eines kleinen Wunders. Und zwar war eine hochschwangere Frau an Bord, bei der plötzlich in tausenden Metern Höhe die Wehen einsetzten. Auf einmal ging alles sehr schnell. Andere Passagiere sind zur Hilfe geeilt, ich glaube es war eine Ärztin oder Hebamme dabei, der Erste Hilfe Kasten wurde geholt und innerhalb von 20 Minuten wurde ein kleiner Junge geboren. Das ganze Flugzeug hat geklatscht und der Vater, der seiner Partnerin die ganze Zeit beistand, war sehr erleichtert. Von der Geburt und der Mutter haben wir nichts gesehen, aber es scheint alles gut geklappt zu haben. Was für ein schöner Moment!

Zwischenstop in Da Nang

Da Nang hat sich wieder einmal als Großstadt herausgestellt, war aber dennoch sehr schön und es waren nur sehr wenige “Westler” vor Ort. Es war auch ein wenig kälter, so dass Thomas ohne mich Frostbeule ins Meer gesprungen ist.

Im Restaurant neben unserem leergefegten Hostel hatten wir noch zwei lustige Begegnungen. Die Eine war ein singender Kaugummiverkäufer. Dieser trug einen Lautsprecher mit sich herum, aus dem Playbackschnulzen liefen und über sein am Kopf befestigtes Mikrofon sang er (recht schlecht) dazu. Dabei ist er von Tisch zu Tisch gelaufen und hat Kaugummis verkauft, und nachdem er durch war, ist er weitergezogen.

Die Andere lustige Begegnung in dem Restaurant war mit einem Koreaner der uns in gebrochenem Englisch fragte, wo wir herkommen. Nachdem wir ihm unsere Nationalität nannten rief er ein paar Mal „Heil Hitaler! Heil Hitaler!“

Ansonsten sind wir in Da Nang wieder ein wenig rumgelaufen, sind zu einem entlegenen Strand gefahren und haben abends mit zwei Hostelmitarbeiterinnen im Hostel gekickert. Ein etwas älterer Vietnamese hat auch ein paar Runden mitgespielt, wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, und wenn Thomas oder ich von hinten ein krachendes Tor erzielten, rief er immer „Okaaaay!“ und klatschte freudig mit uns ab. Und eine kleine Party bei lauter Musik zu zweit auf unserem Zimmer haben wir eines Nachts auch noch gemacht. Da es fast keine anderen Gäste gab, hat sich niemand daran gestört.

Außerdem sind wir noch zweimal in die Vertigo Bar gegangen, wo wir eines Abends auch gemütlich in Thomas‘ Geburtstag reingefeiert haben. Auf dem nach Hause Weg hat er sich noch eine Stunde lang verlaufen, obwohl der Rückweg nur 10 Minuten gedauert hätte. Ich lag derweil schon im Bett, weil ich müde war.

 

Letzte Station Hanoi

In der Hauptstadt Hanoi habe ich mich gleich wie zu Hause gefühlt, denn es war richtiges Hamburger Wetter. Die Temperaturen lagen zwischen 13 und 19 Grad, es war durchgehend bewölkt und zwischendurch hat es auch geregnet. Ein kleiner Vorgeschmack auf zu Hause. Was in Hamburg durchaus Sommerwetter ist, ist in Hanoi allerdings der Winter.

Unser Hostel lag inmitten der Altstadt, die auch gleich die Touristenattraktion Nummer eins in Hanoi ist. Sie zeichnet sich durch ein verschachteltes System von kleinen Gassen aus, die mit unzähligen kleinen Shops, Bars und Restaurants bestückt ist. Außerdem gibt es hier drei oder vier große Hostels, so dass die Gegend komplett von Backpackern und anderen Touristen eingenommen ist. Die Straßen sind sehr matschig und früh morgens startet täglich ein Straßenmarkt, auf dem vor allem Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte verkauft werden. Ich mochte gar nicht richtig hinsehen, weil das Gebotene teilweise so recht eklig aussah. Auf dem Markt tätigen insbesondere die Einheimischen ihre Einkäufe und viele fahren auch mit ihren Mopeds durch die engen Gassen, so dass es immer recht wuselig in dem Viertel ist.

Wir sind mal wieder etwas herumgelaufen, zum Beispiel zu einem nahegelegenen See, zum Ho Chi Minh Mausoleum und wollten auch ein Revolutions-Museum besuchen, welches wir dann aber nicht gefunden haben.

Ein fieser Trick

Unser Hostel hatte eine Skybar, in der es sehr angesagt war, Lachgas in Luftballons zu kaufen, dieses einzuatmen und einen kurzen Kick zu bekommen. Als wir uns mal dorthin begaben haben wir uns von einem Hostelmitarbeiter sogar zu einem Pub Crawl, also einer Kneipentour mit anderen Hostelgästen, überreden lassen. Das war schon ein Wunder, hatten wir doch in den dreieinhalb Wochen so gut wie nichts mit anderen Hostelgästen zu tun (haben wollen).

Es war dann auch ganz nett, aber der Höhepunkt des Abends war auf dem Rückweg. Da standen wir mit ein paar anderen Leuten vom Pub Crawl an einer Kreuzung und die Straßen waren leergefegt, weil es schon recht spät war. Plötzlich hielt ein Moped, auf dem ein junger Mann mit zwei hübschen Vietnamesinnen saß, an. Die beiden Mädels stiegen ab, kamen sehr selbstbewusst auf uns zu und grabschten an Thomas und einem anderen aus unserer Runde beherzt herum, unter anderem in den Schritt, was uns alle sehr perplex machte. Im nächsten Moment gingen sie auch schon wieder zum Moped und sausten davon. Da realisierte der Typ aus unserer Runde, dass ihm soeben das Iphone geklaut wurde. Das ganze dauerte vielleicht zehn bis 20 Sekunden. Ganz schön abgezockt! Thomas hatte auch ein Iphone in der Tasche, welches die Damen wohl nicht herausziehen konnten.

Als die anderen Gäste zurück ins Hostel gingen, machten Thomas und ich uns auf die Suche nach einer noch geöffneten Bar und fanden lediglich eine Gruppe junger vietnamesischer Männer, die zusammen mit einem Engländer auf dem Bordstein saßen und tranken. Wir haben uns dazugesetzt und mitgetrunken, aber der „Man Vodka“, den die da tranken, war echt ein richtig fieser Fusel, von dem ich nicht viel trinken konnte. Joe, der Engländer war sich auch sicher, dass die Männer ihn nur abfüllen und ausrauben wollten, was wiederum Thomas sehr paranoid machte, so dass ich sein Handy an mich nehmen und darauf aufpassen sollte. Die Jungs waren aber eigentlich alle ganz nett.

Später sind wir Zwei mit Joe noch in eine gegenüberliegende Dönerbude gegangen, die noch geöffnet hatte, und haben dort gegessen und ein letztes Bier getrunken. Plötzlich kam einer von den Typen rüber und wollte uns verhauen, vor allem mich, obwohl ich die ganze Zeit der Zurückhaltendste war und wirklich nichts gemacht habe. Dem Typ muss der Fusel wohl in den Kopf geschlagen sein. Das war aber kein Problem, denn unser Wirt hat den jungen Mann, der immer wieder ankam und außer sich war, immer wieder vertrieben, so dass ich meine Moves, die ich mir in den frühen Neunzigerjahren durch den Konsum von Karatefilmen und Wrestling angeeignet habe, nicht anzuwenden brauchte.

Ausblick von der Skybar unseres Hostels

 

Ende Gelände

Das war‘s auch schon mit meinem vierwöchigen Trip mit Thomas, denn wir sind wieder nach Bangkok geflogen, wo Thomas seinen Flieger nach Hause nahm und ich wieder Richtung Süden, nach Trat fuhr. Ich hätte gerne noch etwas mehr von der ländlichen Seite Kambodschas und Vietnams gesehen, aber da Thomas und ich uns zu sehr auf unsere Kernkompetenz beschränkten, hat das nicht so recht geklappt. Dennoch waren es schöne, erlebnisreiche vier Wochen.

Dies ist auch mein letzter Blogeintrag. Von ihren letzten beiden Wochen ohne mich und unserer gemeinsamen letzten Woche in Thailand erzählt Euch Steffi in ein paar Tagen.

Ich werde jetzt kein großes Fazit zu unserer Weltreise schreiben oder herumphilosophieren. Nur so viel: Es war die beste Zeit meines Lebens. Es gab keinen Tag, an dem ich keine Lust hatte, aufzustehen. Steffi und ich haben uns immer gut verstanden. (Ok, das machen wir auch zu Hause.) Jeder, der den Wunsch hegt und finanziell (es geht auch mit weit weniger Budget) die Möglichkeit, etwas Ähnliches zu machen, wenn auch für eine kürzere Zeit, sollte es tun und nicht aus Angst vor einem Karriereknick oder ähnlichen Gründen, darauf verzichten. Ihr wisst, wie oft man lebt und am Ende Eures Lebens wird niemand auf dem Sterbebett liegend sagen, „Mensch, hätte ich doch noch mehr gearbeitet.“

 

Vielen Dank für Lesen und kommentieren. Ich hoffe, wir sehen uns bald.

 

Viele Grüße

Hendrik