Bogota – Die Stadt der Graffitis

Posted by in Kolumbien, Südamerika

Leider bin ich gerade ein bisschen faul, weshalb mein Bogota-Beitrag etwas hinterher hinkt. Die Hitze hier an der kolumbianischen Karibikküste (Luftfeuchtigkeit 85 %) macht mir schon sehr zu schaffen. Wenn ich nicht aussehen will, als habe ich gerade geduscht, muss ich mich in unserem klimatisierten Zimmer oder gut getarnt im Wasser aufhalten. In Bogota, welches sich auf über 2000 Meter Höhenlage befindet, hersschten ein Glück andere klimatische Verhältnisse.

La Calendaria in Bogota

Von Mexico City ging es, mit dem immer noch kränkelnden Hendrik an meiner Seite, via Flugzeug direkt nach Kolumbien – Bogota.

Auch dort hat uns das mittlerweile aus den USA und Mexico liebgewonnene “Uber”, welches ja in Deutschland nun vollkommen verboten wurde, zu unserem Hostel in den Stadtteil “La Candelaria” nach Bogota gebracht. Der Stadtteil ist einer der ältesten in Bogota und unser Hostel lag sogar direkt in der ältesten Straße der Stadt. Seht selbst:

 

Carrera 2 - die älteste Straße Bogotas

Carrera 2 – die älteste Straße Bogotas

La Candelaria

La Candelaria

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Camilo und ( uns erkennt ihr ja sicherlich!)

Vom Uber-Fahrer erfuhren wir, dass wir uns nicht in den Süden Bogotas begeben sollten, da dieser “gefährlich” ist. Der Norden hingegen ist sehr sicher. La Candelaria liegt eher mittig bis südlich und wird von Touristen gerne besucht, da es sehr niedlich ist und super viel Streetart zu bieten hat. Nachts kann aber auch dieser Stadtteil gefährlich sein, da sich doch einige “kaputte” Leute dort herumtreiben.

Die Hostel-Familie & Gäste

Das Casa Bellavista Hostel war mal wieder eines der Hostel-Highlights auf unserer Reise. Von der Ausstattung her war es ein ganz normales Hostel wie viele andere auch. Den Unterschied machte hier die super herzliche, kolumbianische Familie, die das Hostel geführt und mit uns zusammen dort gewohnt hat.  Der Vater begrüßte einen jeden Morgen gut gelaunt mit einem lächelnden “Buenas dias!” während die Mutter für jeden Hostelgast das Frühstück zubereitete. Die beiden Kinder (ein Junge 16 und ein Mädchen 19 Jahre alt, beide studieren schon) haben dort auch regelmäßig hinter der Rezeption gestanden. Leider konnte die Mutter überhaupt kein Englisch und wir hingegen überhaupt kein Spanisch, so dass wir uns mit ihr nie richtig unterhalten konnten. Die Verständigung hat trotzdem irgendwie mit Händen und Füßen geklappt. Nicht zu vergessen: Die deutsche Schäferhündin

Am ersten Abend haben wir Michaela und Ben aus Bristol kennengelernt und uns auf Anhieb recht gut verstanden. Die Zwei sind auf längerer Reise durch Südamerika und arbeiten sich von Süden nach Norden vor. Kurz bevor wir sie kennengelernt haben, wurde Michaela von einem “süßen kleinen” Straßenhund-Welpen gebissen, weshalb sie für eine Spritze nach Bogota ins Krankhaus kommen musste. Zur Zeit sind wir wieder mit ihnen unterwegs und morgen geht es mit den Beiden auf eine 5-tägige Wanderung durch den Dschungel zu einer verlassenen Stadt (Ciudad Perdida), die erst vor Kurzem für Touristen freigegeben wurde.

Theresa stieß am zweiten Tag zu uns ins Zimmer. Theresa wohnt auch in Hamburg  (wir treffen sehr viele Hamburger auf unserer Reise) und arbeitet dort als Ärztin im Krankenhaus in der Neurologie. Für ihren Urlaub hat sie sich Kolumbien als Reiseziel ausgesucht, da sie vorher auch schon in einigen südamerikanischen Ländern gereist ist und sehr gut Spanisch spricht. Da Henni zu Beginn in Bogota immer noch von der heimtückischen Durchfallkrankheit geplagt wurde, habe ich einiges mit ihr unternommen.

Dann war da noch Martin aus Düsseldorf. Er hat zuletzt in Deutschland bei der Verbrecherfirma Nestlé gearbeitet und wurde nach seiner Probezeit gekündigt. Da hat er sich gedacht: Umso besser, mach ich doch einfach eine lange Reise. Zuletzt hat er in Sao Paulo einen Spanisch-Sprachkurs gemacht und reist jetzt durch Südamerika.

Mit den Leutchen haben wir die meiste Zeit in Bogota verbracht. Eine nette Mischung!

Bike-Tour

überall Graffitis   Die Bike-Gruppe  Che Guevara als riesen Graffiti an der Uni   Rastafaris auf dem Uni-Gelände     bekannter Komiker, der wie viele andere Berühmtheiten umgebracht wurde  Blick auf die Stadt  Kaffee-Rösterei in Bogota   die Deutschen haben überall ihre Finger   betrunkener Tejo-Experte    Kolumbiens Nationalsport Tejo    Unser Tour-Guide
überall Graffitis

 

Mit Theresa habe ich mich am zweiten Tag für eine Fahrradtour durch Bogota angemeldet. Meine angedachten 2 Stunden wurden dann zu einer 6-stündigen Tagestour durch den Norden Bogotas. Es war schon sehr interessant – je weiter wir in den Norden kamen, desto westlicher sahen die Viertel aus und umso besser waren die Menschen gekleidet. Die Tour war trotz 2000 Höhenmetern, wo einem die Atmung auch mal schwerer fallen kann, recht gut zu meistern. Allein der Verkehr war hier und da etwas turbulent, weshalb wir unseren eigenen Mann zum Verkehr stoppen mit uns hatten.

Am deutlichsten im Gedächtnis geblieben, sind mir das Rotlichtviertel und das Universitätsgelände. Warum? Ich habe selten so viel nackte Haut auf einem Fleck gesehen – wirklich viel hatten die Prostituierten dort nicht mehr an. Lappen würde ich es nennen. Leider kann ich euch davon keine Fotos zeigen. Es hätte ordentlich Ärger gegeben, wenn wir Fotos gemacht hätten. Hehe. Die Universität war einfach unglaublich riesig. Überall waren Graffitis zu sehen und Essensstände, wie auf einem Jahrmarkt, waren auf dem ganzen Unigelände verteilt. Wir haben unseren Mittagssnack bei einigen Rastafaris gekauft, die belegte Sandwiches (nur vegetarisch) verkauft haben.

Die Tour mauserte sich im zweiten Teil des Tages ein wenig zu einer Verkaufsveranstaltung. Mitunter besuchten wir eine Kaffeerösterei und einen Fruchtmarkt. Außerdem warteten an einem Ort zwei Jugendliche auf uns, die uns ihre Rapkünste zum Besten gegeben haben. Dies war abgesprochen und natürlich wollten sie ein kleines Trinkgeld von uns haben. Preislich kann ich mich ansonsten nicht beschweren, so habe ich fuer eine 6-stündige Tour umgerechnet 10 Euro bezahlt.

Zum Abschluss der Tour haben wir eine Halle mit vielen bertunkenen Männern besucht. Es stellte sich heraus, dass wir hier den Nationalsport (wurde im Jahre 2000 dazu ernannt) Kolumbiens vorfanden. Beim Tejo versucht man mit einem runden Stein entfernte “Schwarzpulvertaschen” zu treffen, die auf einer lehmartigen Masse angebracht werden. Werden die Plättchen getroffen, ertönt ein ohrenbetäubender Knall. That´s it! Als Sport würde ich dies nun nicht bezeichnen, eher ein Anlass sich mit Freunden zu betrinken.

Graffitis – überall Graffitis

Das Auffälligste an Bogota waren seine unendlich vielen Graffitis. In keiner Stadt habe ich bisher so viele und schöne Graffitis gesehen. Als Henni endlich wieder fit war (Bananen, Reis, Cracker und Sellerietee sind gute Heilmittel), konnten wir endlich auf die empfohlene Graffiti-Tour gehen. Die Tour beschränkte sich vor allem auf unseren Bezirk “La Candelaria”.  Politische Graffitis sind in diesem speziellen Bezirk verboten. Wir können uns nicht mehr daran erinnern was der Hintergrund ist.

Unser Guide betonte aber, dass viele Graffitis in der Innenstadt politischer Natur seinen und sich oft gegen die Machenschaften des Militärs oder der Regierung richten sowie gesellschaftskritische Bedeutungen haben. Grundsätzlich ist es in Bogota verboten Graffitis zu sprühen. Man benötigt das Einverständnis des Hauseigentümers. Da sich in Bogota aber die besten Künstler aus aller Welt herumtreiben, steigert ein Graffiti meistens den Wert eines Hauses, so dass Hauseigentümer selten ablehnen und es oft sogar selbst beauftragen. Erwischt die Polizei allerdings Jemanden beim illegalen sprayen, wird dieser verhaftet.

Dazu gibt es eine interessante Geschichte über Justin Bieber. Dieser soll am Abend nach seinem Auftritt in Bogota, begleitet von einer Polizeieskorte, ein Graffiti auf einer Wand hinterlassen haben. Den Graffiti-Künstlern der Stadt ging dies natürlich gegen den Strich, da jeder Andere eine ordentliche Strafe davongetragen hätte und Justin noch von der Polizei dabei unterstützt wurde. Am nächsten Tag war das Graffiti weg und übersprüht.

Normalerweise werden Graffitis in Bogota selten übersprüht, da in der ganzen Stadt genug Platz für die Künstler ist. In anderen Städten auf der Welt soll dies wohl Gang und Gebe sein. Berlin soll übrigens die beste Graffiti-Tour der Welt haben. Noch nichts davon mitbekommen, dass Berlin überhaupt so viele Graffitis hat. Ups!

Graffiti Künstler am Werk Vögelchen Graffiti Graffitis eines Uni-Professoren Graffiti gegen EInschränkungen des Staates Die Bimmelbahn Skulpturen, die bedeutende Personen Bogotas zeigen Black Power nochmal die älteste Straße Bogotas Graffiti Ureinwohner Casa Bellavista Graffiti Grafitti Tour Markthalle in La Candelaria  bunte Häuschen in Bogota Streetart, die sich der Umgebung anpasst hier war eine Frau am Werk eins der politischen Graffitis
Graffiti Künstler am Werk

 

Treffen mit Camilo

Durch Zufall habe ich herausgefunden, dass ein Bekannter von mir, den ich auf Reisen in Polen kennengelernt habe, in Bogota lebt. Da er damals noch in Madrid gelebt hat, dachte ich dass er Spanier ist. Wie sich herausstellte, hat er eine doppelte Staatsbürgerschaft und ist in Bogota geboren. Vor einem Jahr ist er wieder nach Bogota gezogen, um seine eigene Firma aufzumachen. Camilo ist selbst schon für eine unendlich lange Zeit gereist (ich glaube im Ganzen 3 Jahre). Es ist deshalb immer ein Vergnügen mit ihm übers Reisen zu plaudern.

Getroffen haben wir uns mit ihm im tiefsten Norden Bogotas neben einer Shopping-Mall. Dort hat man wirklich gesehen, dass in Bogota auch einiges an Geld sitzen muss. In dem Einkaufszentrum reihte sich Gucci an Prada an Mont Blanc. Leider waren an diesem Wochenende Wahlen in Bogota. Vor und nach einer Wahl gilt in Kolumbien ein Ausschankverbot von Alkohol – so konnten wir uns leider kein Bierchen mit ihm genehmigen.

 

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Auf dem Monserrate & Mehr

An unserem letzten Tag in Bogota waren wir mit Michela, Ben, Martin und Cecile auf dem Monserrate, einem hohen Berg und Aussichtspunkt in Bogota. Hier ein paar Eindrücke:

Bogota von oben Ben, Michaela und wir Zwo auch hier entstehen Hochhäuser Jesus Bogota ist in den Bergen gebaut mit Martin und Cecile auf dem Monseratte ab geht´s nach unten zwei Taeubchen Einkaufsstrasse in La Candelaria
Bogota von oben

 

Das beste Essen in Kolumbien bisher haben wir im Restaurant auf dem Berg gegessen. Sehr zu empfehlen!

Zum kolumbiansichen Essen = Leider haut es uns Beide nicht aus den Socken. Da wären wir doch lieber in Mexico geblieben. Viele Gerichte werden mit Reis serviert, ein traditionelles Gericht ist z.B. eine Kartoffelsuppe mit Mais und Hühnchenstreifen. Als Beilage gibt es Avocado, Hähnchen und Reis. Darüber hinaus essen sie viel Fritiertes, Bohnen oder an der Küste Fisch. Gewürzt sind die Gerichte meist recht fade.

Kokain und Marihuana werden uns übrigens auch ständig auf der Strasse angeboten. Dies ist nicht nur ein Vorurteil – der Kokainhandel ist immer noch rege in Kolumbien. Und nein, wir haben nichts gekauft, obwohl es mit das reinste Kokain sein soll, dass man bekommen kann.

Bogota haben wir nun schon seit 2 Wochen hinter uns gelassen und mittlerweile einige Orte an der Karibikkueste gesehen. Von unserem Testosteron-Hostel und vielem mehr dann von Hendrik im nächsten Beitrag.

Bis dahin. Liebe Grüsse nach Deutschland!

Steffi