Die Philippinen – Teil 1

Posted by in Asien, Philippinen

Reise, Reise

Von der Karibik in die Philippinen fliegt man auch nicht alle Tage. Wir sind über New York geflogen, wo wir vom JFK Airport mit einem Shuttle Bus zum Newark Airport gebracht wurden und nochmal aus der Ferne die Skyline von Manhatten sehen konnten. Und wir hatten somit auch für ein paar Stunden Winter, auch wenn es in New York immerhin 10° waren. Von dort aus sind wir 16 (!) Stunden am Stück über den Nordpol (!) nach Hong Kong geflogen. Immerhin hatten wir keine längeren Aufenthalte am Flughafen, wie sonst üblich. Der letzte Flug nach Manila ging dann auch ganz flott und dauerte nur zwei Stunden.

In der Hauptstadt Manila

In Manila wollten wir eigentlich nur ganz kurz bleiben, denn jeder, den wir gesprochen haben sagte, dass es nicht sehenswert ist. Manila ist mit 1,6 Millionen Einwohnern ziemlich groß und es herrscht eigentlich immer und überall Stau. Unser Hostel war eigentlich nur sechs oder sieben Kilometer vom Flughafen entfernt und es war halb drei Uhr Nachts, aber wir haben mit dem Taxi eine knappe Stunde gebraucht.

Da der nächste günstige Weiterflug erst drei Tage später war, sind wir also etwas länger in Manila geblieben, haben uns aber nur einmal rausbegeben, weil Steffi zum Frisör und ins Kino wollte, um den ziemlich schlechten Film „Mockingjay“ zu gucken. Beides konnten wir in einer riesigen Shopping Mall erledigen, die komplett mit Menschen überfüllt und einfach nur schrecklich war. Beim Film bin ich nach 30 Minuten eingeschlafen.

Da das Land sehr katholisch geprägt ist, ist Weihnachten hier, wie zu Hause, eine ganz große Nummer. Alles ist geschmückt, überall gibt es bunte (Plastik-)Tannenbäume und so weiter. Bei 30° und Sonnenschein fällt es uns jedoch schwer, in Adventsstimmung zu kommen.

Einmal Plazenta, bitte!

Im Hostel haben wir auch eine ganz interessante Geschichte mitbekommen. Und zwar wohnt dort seit längerer Zeit eine Hardcore-Öko-Hipster-Familie aus den USA mit zwei vielleicht sieben- bis zehnjährigen Mädchen, die bereits von ihren Eltern Hipster-Frisuren verpasst bekamen. Die Eltern hat man selten gesehen, aber Steffi hat sich mit einem der Mädels etwas länger unterhalten. Sie fand Weihnachtsbäume doof, weil sie gegen Abholzung war. Sie wirkte insgesamt recht reif und aufgeklärt für ihr Alter. Lesen und schreiben konnte sie jedoch nicht, da ihre Eltern es offenbar für nicht angebracht halten, sie in die Schule zu schicken. Außerdem  ernähren sich die Familienmitglieder ausschließlich von Rohkost. Der Partner der Mutter war auch nicht der Vater der Mädchen und sie haben auch noch einen Halbbruder, der wiederum einen weiteren Mann als Vater hat. Die Familie sei auch sehr arm und suche jetzt eine Bleibe auf den Philippinen. Ich kam mir sehr spießig vor, als ich realisierte, wie fremd mir deren Lebensstil schien, obwohl ja, abgesehen vom Analphabetismus der Kinder, nichts daran auszusetzen ist, solange alle beteiligten glücklich damit sind. Hey Egon, wäre das nicht was für Dich?

Nun aber zu der eigentlichen Geschichte: Die Mutter hat wenige Tage vor unserer Ankunft ein Baby zur Welt gebracht. Und zwar im Hostel! Der Vater hat Hebamme gespielt und einen Arzt hat das Kind noch nicht gesehen. Ich weiß nicht, ob das so verantwortungsvoll ist. Einen Namen hat es auch noch nicht. Die Plazenta befand sich im Kühlschrank und wartete darauf, von der Familie gegessen zu werden. So macht man das neuerdings. Ich kam mir auf einmal erzkonservativ vor!

Die Weiterfahrt

Unser erstes richtiges Ziel war der Ort El Nido, ein Ort auf der im Westen des Landes gelegenen Insel Palawan. Dieser Ort wurde uns auf der Reise und im Internet mehrmals empfohlen, da er in einer traumhaft schönen Umgebung liegt und man von dort aus zahlreiche Touren auf die umliegenden einsamen Inseln machen kann.

Den Flug dorthin haben wir fast verpasst, denn die Rezeptionistin unseres Hostels hat uns gesagt, dass wir zum Flughafenterminal 3 drei müssen. Dort angekommen hat man uns gesagt, dass wir zum Terminal 4 müssen, wo die Inlandsflüge starten und dieses war ganz woanders. Es wurde etwas hektisch für uns, aber wir haben es noch geschafft.

Wir haben inzwischen mehrfach festgestellt, dass die Philippinos, so lieb sie doch sind, arge Konzentrationsschwierigkeiten haben und schlecht zuhören können. Wenn man sie etwas fragt, bekommt man in mindestens 50 Prozent der Fälle eine falsche Antwort. Terminal 3 ist Terminal 4, links ist rechts, 10 Minuten sind 30 Minuten, acht Uhr ist sieben Uhr, ja ist nein und so weiter. Daran muss man sich erst mal gewöhnen!

El Nido, Palawan

Auf Palawan sind wir in Puerto Pricessa gelandet und mit einem Minibus noch circa vier Stunden bis nach El Nido gefahren, wo wir die ersten drei Nächte in einem kleinen, ruhigen Gästehaus übernachtet haben. El Nido ist viel größer, als ich gedacht hatte und sehr wuselig. Es hat auch einen schönen Strand, an dem man allerdings nicht Baden kann, weil er komplett mit Booten zugeparkt ist. Ansonsten bilden enge Gassen, zahlreiche kleine Shops, Restaurants, Bars, Tauchshops, Gästehäuser und kleine Hotels das Bild des Ortes. Und die vielen Motorräder und Tricycles, die tagsüber einen großen Lärm machen. Autos sieht man dort kaum.

Was in Indien die Rikschas und in Thailand die Tuk Tuks sind, sind auf den Philippinen die Tricycles. Dies sind kleine Motorräder mit überdachtem Beiwagen, die im Extremfall bis zu acht Gäste transportieren. Ab fünf Gästen wird es schon ungemütlich.

Auf die Fotos könnt Ihr klicken, um sie zu vergrößern.

Zum Baden sind wir mit einem gemieteten Motorroller zum 30 Minuten entfernt gelegenen Nacpan Beach gefahren. Ein riesiger, wunderschöner Strand mit zwei Bars und tollen Wellen. Unterwegs konnten wir die tolle Landschaft samt Bergen und Reisfeldern auf der Insel bestaunen und immer wieder haben uns einheimische Kinder zugewinkt.

Inseltour

Weiterhin typisch in El Nido sind die Touren, von denen es die Varianten A bis E gibt, welche so ziemlich jedes Haus dort anbietet. Wir haben uns für eine zweitägige Tour mit Übernachtung im Zelt auf einer einsamen Insel entschieden. Die Touren haben uns an wunderschöne Orte gebracht, wie zum Beispiel versteckte Strände, Höhlen oder tolle Orte zum Schnorcheln. Die Inseln waren einfach traumhaft! Die meisten waren sehr felsig und sprießen steil aus dem Wasser heraus. Dennoch waren sie dicht bewachsen und die weißen Strände waren von Palmen gesäumt und das Wasser war türkisfarben und total klar. Leider wurde diese Idylle oft gestört, weil viele weitere Boote dort hielten und zahlreiche andere Touristen es uns gleichmachten. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis.

Übernachtet haben wir mit sechs anderen Teilnehmer in Zelten auf einer einsamen Insel, auf der nur eine Familie lebt, welche uns abends und morgens bekocht hat. Abends haben wir uns den Sonnenuntergang angeschaut und mit den anderen Teilnehmern, später bei Kerzenlicht, am Strand gesessen und Rum-Cola getrunken. Nach einem doch recht anstrengenden Tag lagen wir bereits um acht Uhr im Zelt. Weil wir auf dem harten Boden geschlafen haben, sind Steffi und ich bereits um vier Uhr morgens aufgewacht und konnten nicht mehr schlafen. Wir haben uns dann einfach an den Strand gelegt und den wunderschönen Sternenhimmel beobachtet. Leider hatte ich meine Brille vergessen, so dass bei mir alles etwas verschwommen war. Als ein paar Stunden später dann der Tag hereinbrach, konnten wir zahlreiche Krebse am Strand tanzen sehen und wenig später gesellten sich die beiden Hunde der Familie zu uns. Das frühe Aufstehen hat sich definitiv gelohnt, es war wunderschön. Etwas später wurden die Hunde sehr nervös und fingen an zu bellen. Das lag an den kleinen Affen, die sich dem Camp genähert hatten und in den Bäumen saßen. Jetzt kamen wir uns wirklich vor, wie im Paradies.

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An Board

Als wir von der Tour zurückkamen, sind wir in das OMP-Hostel umgezogen, da wir Lust auf soziale Kontakte hatten. Allerdings war das wiedermal so ein Männer-Party-Hostel, was dann doch nicht so toll war. Ansonsten haben wir in El Nido viel relaxed und sind einen Abend mit ein paar Leuten in eine Strandbar gegangen, in der eine Reggaeband gespielt hat. Es war ordentlich was los. Insgesamt fand ich El Nido nicht so toll, wie alle sagten, da dort für meinen Geschmack zu viel los war und man nicht direkt am Strand baden konnte. Ich habe im Nachhinein von kleineren Orten zwischen Puerto Princessa und El Nido gehört, die ganz idyllisch sein sollen und ebenfalls Inseltouren anbieten. Naja, dann eben beim nächsten Mal. El Nido eignet sich aber sehr gut für Backpacker, die Lust auf Party, Action und so weiter haben.

Eine Seefahrt die ist lustig … oder auch nicht

Unser nächstes Ziel hieß Coron, ein Ort auf der Insel Busuanga Island, welche im Norden Palawans liegt. Dieser Ort wurde uns von anderen Gästen empfohlen, da er nicht so touristisch sei und man dort sehr gut schnorcheln könne. Unsere einzige Gelegenheit, dort hinzugelangen, war eine „Fähre“ direkt von El Nido. Als wir die „Fähre“ betraten, mussten wir feststellen, dass es sich hierbei lediglich um ein relativ kleines, klappriges Schiff handelte oder bzw. ein etwas größeres Boot, mit unbequemen Holzbänken, ohne jegliche Ausstattung und komplett überfüllt.

Da war noch alles gut

Da war noch alles gut

 

Der Seegang war ziemlich heftig und Steffi und mir war sehr schnell ziemlich schlecht. Wir konnten im Prinzip nur vor uns hinvegetieren und uns auf unseren Atem konzentrieren. Bei mir hat das einigermaßen geklappt, Steffi musste allerdings mit einem mal blitzartig zur Rehling klettern und ihr Frühstück über Bord bringen. Unterwegs hat sie bereits die Hälfte verloren, unter anderem auf mir. Und es lagen noch sieben Stunden Fahrt vor uns! Die nächsten Stunden verbrachten wir an der Reling liegend und versuchten, uns nicht zu bewegen. Die Sonne brannte und das Meer hat uns immer wieder nassgespritzt. Als es Mittagessen gab (auf welches wir dankend verzichteten) und Steffi die Teller durchreichen musste, überkam es sie gleich nochmal. Eine Mitreisende hatte nun endlich Mitleid und versorgte uns mit Reisetabletten. Das Meer wurde ruhiger und so waren die letzten drei Stunden unserer tollen Seefahrt etwas angenehmer.

Schlechtes Wetter in Coron

Endlich in Coron angekommen, wurden wir mit einem Tricycle zu unserem Gästehaus, welches außerhalb des Ortes lag gebracht. Es war ein sehr ruhiges und nettes Plätzchen, welches von einem ca. sechzigjährigen Engländer und seiner vielleicht dreißigjährigen philippinischen Frau betrieben wurde. Leider tobte zu dieser Zeit der Taifun “Merlor” auf den Philippinen, der anderenorts vier Menschenleben gekostet hatte. Bei uns war er zum Glück nicht so heftig, aber dennoch bescherte er uns die ganze Zeit Regenwetter, so dass wir nichts machen konnten. Also haben wir viel herumgegammelt und sind abends mit unseren Nachbarn in den Ort gefahren, um etwas zu essen. Zum Beispiel bei „Winnies“. Dort sind wir gleich zweimal hingegangen, denn es wurde von einem Schweizer geführt und gab sehr gutes Essen. Einmal hatte ich Kartoffeln mit Gulasch und einmal Kartoffeln mit Bratwurst. Fast wie zu Hause! Dann gab es noch „Ottos Pub“, welches von einem Österreicher geführt wird. Dort sind wir aber nicht hingegangen, weil der Betreiber laut unseres Gastgebers ein Nazi ist. So sind wir mit unseren beiden Nachbarinnen, Kathy aus England und Carla aus Südafrika, beide Englischlehrerinnen in Thailand, in eine andere Bar gegangen und haben wieder mal ein Trinkspiel gespielt und uns zum Affen gemacht. Es war aber ganz lustig und so war uns wenigstens nicht langweilig.

Streetfood in Coron - da freut sich der Vegetarier!

Street food in Coron – da freut sich der Vegetarier!

Insgesamt hat sich der Trip nach Coron überhaupt nicht gelohnt. Vor allem wegen dem schlechten Wetter, aber das war zu der Zeit wohl auf den ganzen Philippinen so, aber auch wegen der beschwerlichen Überfahrt. Dabei soll Coron so toll sein, schade! Außerdem war der Flug zu unserem nächsten Ziel Cebu nicht gerade günstig. Naja, es kann ja nicht immer super laufen. Wir haben einen Münchner in El Nido getroffen, der kam an kein Geld ran, weil seine Kreditkarten gesperrt waren. Bei unserem Abflug aus Coron haben wir ihn am Flughafen wiedergetroffen und er sagte uns, dass er an den beiden Tagen zuvor bereits am Flughafen war und jedes Mal sein Flug wegen des Taifuns gestrichen wurde. Wir hatten mehr Glück und konnten auf Anhieb unseren Flug nach Cebu City über Manila antreten.

Cebu City & Malapascua Island

Dort angekommen haben wir zwei Nächte in Cebu City verbracht, waren mal wieder in einer Mall und haben diesmal einen guten Film im Kino geschaut, nämlich den neuen Star Wars. Auch hier war das Wetter nicht besser als zuletzt. Auf Cebu, genau genommen in Moalboal, werden wir uns in wenigen Tagen mit meinem Freund Stefan (Schocki, Schocksen) und seinem Kumpel Marcel treffen, die dort über Weihnachten und Sylvester einen Tauchurlaub machen.

Da wir zwischen Cebu City und Moalboal noch ein paar Tage Zeit hatten, sind wir spontan ganz in den Norden Cebus auf die kleine, aber feine Insel Malapascua Island gereist. Mit einem unklimatisierten, völlig überfüllten Bus, den sonst nur die Einheimischen nutzen, sind wir bei brütender Hitze sechs Stunden lang (zwei Stunden davon im Stau) bis nach Maya gefahren, von wo aus wir mit einer Fähre noch 30 Minuten zur Insel brauchten. Malapascua Island ist wirklich eine Trauminsel! Zwar gibt es auch hier einige Hotels und Bars, dennoch ist es hier sehr entspannt und nicht so touristisch überlaufen. Wir sind in einem netten Hotel direkt am Strand untergekommen und haben ein Zimmer mit Balkon und Meerblick, von wo aus wir einen herrlichen Sonnenuntergang beobachten können.

Das Highlight auf Malapascua Insel sind die Tauchgänge zu den Tresher Sharks (Fuchshaie). Dies sind ungefährliche Riffhaie, die eigentlich mehrere hundert Meter tief leben, aber früh morgens auf 30 Meter hochkommen, um sich von kleinen Fischen putzen zu lassen. Da Steffi etwas verschnupft war und kein Risiko eingehen wollte, bin ich ohne sie getaucht. Und sie hat echt was verpasst! Ich habe drei oder vier dieser Haie gesehen, die durch ihre markante Schwanzflosse auffallen. Außerdem gab es noch einen Weißspitzen-Riffhai aus der Ferne und zwei Adlerrochen zu bestauen. Da hat sich das frühe Aufstehen (um fünf Uhr ging es los) gelohnt!

Leider ist unserer Zeit auf dieser Trauminsel auch schon wieder vorbei und uns steht wieder eine lange Busfahrt nach Moalboal bevor. Wir freuen uns aber schon auf Schocki, es wird bestimmt ganz lustig!

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Unseren treuen Lesern wünschen Steffi und ich frohe Weihnachten und eine guten Rutsch ins Neue Jahr!