Endspurt USA in New York & Washington

Posted by in Nordamerika, USA

Es folgt der bisher längste Artikel, also nehmt Euch Zeit!

Die Stadt die niemals schläft

Die nächste Station in unserem Städtemarathon war eine ganz besondere, nämlich die Weltstadt New York. Die Stadt ist in die Bezirke Manhattan, Brooklyn, Queens, The Bronx und Staten Island aufgeteilt. In ihrer Metropolregion leben knapp 19 Millionen Menschen.

So ziemlich jeder kennt aus dem Fernsehen den Blick auf Manhattan (vor allem mit dem alten World Trade Center) und die Freiheitsstatue und hat schon mal vom Broadway, der Wall Street, dem Time Square oder dem Empire State Building gehört. Das wollte ich schon immer mal in echt sehen. Steffi war ja bereits vor 14 Jahren während eines Schüleraustauschs hier.

New York ist auch gar nicht mehr so gefährlich wie früher. Wurden 1990 noch 6,2 Menschen pro Tag ermordet, so waren es 2014 nur noch 0,9 Menschen. Der gefährlichste Bezirk ist The Bronx und der kriminellste Stadtteil ist Harlem. Viel Spaß dort, Sascha!

Von Boston aus sind wir in etwa vier Stunden mit dem Bus rübergefahren und haben in einem etwas größeren Hotel/Hostel in Brooklyn, im Stadtteil Williamsburg residiert.
Dass die Stadt eine der teuersten der Welt ist, haben wir schnell gemerkt. So lag unser Übernachtungspreis bei 50 Dollar pro Person und war der günstigste, den wir einigermaßen Zentral bekommen haben. Dabei war unser Zweibett-Dorm nur 5 Quadratmeter groß (ohne Witz!). Normalerweise zahlen wir auf unserer Reise 20 bis 35 Dollar für ein Mehrbettzimmer (=Dorm).

Auf zum Hostel

Auf zum Hostel

In einer anderen Welt

Am ersten Tag haben wir gleich begonnen, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Von unserer Unterkunft aus sind wir über die Brookly Bridge nach Manhattan gelaufen und hatten bestes Wetter. Ganz unverhofft sind wir auf unserem Weg zunächst aber in unserer Nachbarschaft, in Williamsburg, auf ein Wohnviertel ultraorthodoxer Juden gestoßen. Es war gerade ein Markt im Viertel und viel los auf den Straßen.

Die Männer waren ausschließlich in schwarzen Anzügen gekleidet, hatten allesamt lockige Koteletten und trugen schwarze Hüte. Einige Männer trugen auch einen Schtreimel. Das ist ein pelziger Zylinder, den ich zuvor gar nicht kannte. Später habe ich gesehen, dass es sogar Regenmäntel mit Schtreimelkapuze gibt. Die Frauen waren sehr altmodisch gekleidet, hatten Röcke bis über die Knie, schlichte Blusen und Kopftücher, Dutts oder gebundenes Haar. Die kleinen Jungen hatten kurzgeschorene Haare und ebenfalls bereits Locken an den Koteletten, trugen dazu auf dem Kopf eine Kippa.

Wir kamen uns vor wie in einer anderen Zeit und Welt, aber es war eine interessante Erfahrung, dem Alltag dieser Gemeinde zuzusehen. Wir haben auch keine anderen “Moderngekleideten” dort gesehen. Mehr zu diesem Viertel könnt Ihr bei Interesse hier lesen.

Im Viertel der ultraorthodoxen Juden

Im Viertel der ultraorthodoxen Juden

Weitere Eindrücke von Brooklyn

Brooklyn ist aus vielen kleinen Dörfern mit der Zeit organisch zusammengewachsen und bietet in seinem Stadtbild viel Abwechslung. Charakteristisch sind die vielen Backstein-und Sandsteinhäuser der Arbeiterviertel und alten Industrieanlagen.

Zum Teil machte Brooklyn einen sehr verdreckten, verwahrlosten und zugemüllten Eindruck. Überall Graffiti an den Wänden, die Fußwege teils stark von Unkraut übersäht und Müllberge an jeder Ecke. So viel Müll auf den Straßen hatten wir zuletzt in Mumbai gesehen. Mir ist das aber immer noch lieber als total sterile, leblose Stadtteile wie zum Beispiel die Hafencity in Hamburg. Das zieht natürlich auch viele Studenten und Künstler an.

So ist Williamsburg die Hipster-Hochburg von New York und quasi der ganzen Welt. Das konnte ich gut bei unserem ersten Stopp in einer Kaffee-Rösterei feststellen. Das Interieur war total Vintage, der Kaffee war handcrafted und getrunken wurde dennoch ausschließlich aus Wegwerf-Pappbechern. Die Bedienungen waren allesamt tätowiert, stylisch gekleidet und frisiert. Geredet wurde nicht viel, denn die Kunden (gleiches Klientel) wurden zumeist nur von ihrem Laptop begleitet. Das war dann auch nicht irgendwelche Laptops, sondern ausschließlich MacBooks. (Die Tests in Magazinen, die andere Geräte vorne sehen, müssen irren!)

Williamsburg hat mich sehr an andere durchgentrifizierte Orte erinnert, wie zum Beispiel die Schanze oder Kreuzberg. Das nächste große Ding habe ich hier allerdings nicht entdeckt. Insgesamt ist Brooklyn sehr schön und Williamsburg ein ganz cooler Stadtteil, den man unbedingt mal besuchen sollte, wenn man mal etwas außerhalb von Manhattan sehen möchte.

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Zugemüllt

Brooklyn Bridge und 9/11 Memorial

Über die bekannte Brooklyn Bridge (zur Zeit ihrer Fertigstellung 1883 die längste Hängebrücke der Welt und auch heute noch eine der längsten der USA) sind wir nach Manhattan gegangen und haben gleich das 9/11 Memorial und das neue World-Trade-Center angesteuert. Wo die Zwillingstürme einmal standen, sind nun zwei riesige Becken in denen Wasser in einen großen Abfluss fliest. An den Rändern der Becken sind die Namen der Opfer des 11. September eingraviert.

Umsäumt wird die Gedenkstätte vom neuen World-Trade-Center, welches aus sieben Gebäuden bestehen wird, von denen aber noch nicht alle fertiggestellt sind. Am meisten fällt davon das One World Trade Center auf, mit 541 Metern das höchste Gebäude der USA und das vierthöchste der Welt.

Außerdem ist an diesem Komplex ein Museum ansässig, welches an die Terroranschläge erinnert und welches wir gegen Abend besucht haben. Zu sehen waren Überreste des alten WTC, eine Rekonstruktion des Hergangs der Anschläge, weiteres Bergungsgut, Erinnerungen an die Opfer sowie Informationen über Hintergründe und Folgen der Anschläge. Da Ganze gar nicht so übertrieben patriotisch und pathetisch, wie ich zunächst befürchtet hatte. Auf jeden Fall einen Besuch wert, aber man muss Zeit mitbringen.

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Auf der Brooklyn Bridge

V0r 14 Jahren

Ich schätze, jeder weiß noch, was er zum Zeitpunkt der Anschläge gemacht hat. Es war Spätsommer, ich war 17 und habe nach der Schule mal wieder anstelle die Hausaufgaben zu machen (die wurden anderntags vor der Schule oder in den Pausen meistens von Basti oder Matze abgeschrieben) Computer gespielt und River-Cola von Aldi getrunken. Vielleicht waren der Stümper oder der Zirkusdirektor auch bei mir. Das weiß ich nicht mehr genau.

Jedenfalls kam meine Mutter plötzlich ins Zimmer und sagte, das ein Flugzeug (zunächst hieß es, ein Sportflugzeug) ins WTC gestürzt sei. Den Rest des Geschehens habe ich dann ungläubig am Fernseher verfolgt. Nach dem zweiten Einschlag im WTC war klar, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Kurzdarauf sind die Türme eingestürzt, außerdem der Anschlag auf das Pentagon und der Absturz einer weiteren Maschine. Es wirkte alles surreal und man hat sich nur gefragt, was als nächstes kommt. Zum Glück erst mal nichts weiter. Abgesehen von zwei Kriegen, verschärfter Einreisekontrollen, verstärkter NSA-Aktivitäten und, und, und. Zweifellos hat dieser Tag die Welt verändert.

Nun wieder ins hier und jetzt. Am gleichen Tag war wohl auch der Papst in der Stadt. Er soll sogar am Morgen auch im 9/11 Memorial gewesen sein. Wir haben davon aber nichts mitbekommen.

Musik für beide Ohren

Nach so viel Lauferei brauchten wir eine Pause und so haben wir am nächsten Tag im Hostel gechillt und erst mal Lebensmittel gekauft. Steffi musste auch noch ihren Blogartikel über Chicago und Boston schreiben. Gegen Abend sind wir auf ein Konzert in die Webster Hall gegangen. Neben Good Riddance, die wir bereits in San Francisco gesehen haben, spielten noch Iron Chic, die ich gerne sehen wollte und Off With Their Heads, die ich nicht kannte.

Wir haben uns etwas in der Zeit vertan und waren erst um kurz nach sieben da. Laut Tickets ging es schon um halb sieben los, aber das bedeutet normalerweise nicht viel, denn eigentlich beginnen Punk Rock Konzerte mindestens eine Stunde später als angekündigt. Da ich dachte, dass Iron Chic die zweite Band oder Headliner sein würden, war ich auch ganz entspannt. Als dann Good Riddance und Off With Their Heads gespielt hatten und ich mich schon auf Iron Chic gefreut habe, ging auf einmal Clubmusik an und der Konzertsaal verwandelte sich langsam in einen Nachtclub.

Iron Chic haben wohl pünktlich um halb sieben gespielt und wir haben sie verpasst. Schade! Die beiden anderen Bands waren aber auch ganz gut und ich konnte, bevor wir gegangen sind noch eine Clubgängerin beobachten, die es offenbar ganz cool fand, ihren Hula-Hoop-Reifen mitzubringen und damit zu tanzen.

Good Riddance in der Webster Hall

Good Riddance in der Webster Hall

Viel Grün im Herzen von Manhatten

Am nächsten Tag sind wir mit der U-Bahn direkt bis zum Nordende des Central Parks gefahren, welcher sich ebenfalls in Manhattan befindet. Diesen haben wir dann im Zick-Zack-Kurs südwärts durchlaufen und er ist echt riesig. Im Süden des Parks befindet die Bethesda Terrace, die ich (mal wieder) bislang nur aus einem GTA kannte. Weiter südlich ist die Gapstow Bridge, an der sich die Taubenfrau aus „Kevin allein in New York“ im Film herumtrieb.

Am Südende des Parks liegt das „The Plaza“, ein weltweit bekanntes Luxushotel. Hier hat Kevin im Film übrigens auch übernachtet. Eigentlich wollte ich noch den Spielzeugladen aus dem Film besuchen, aber Toys `R Us hat den leider vor wenigen Monaten geschlossen.

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Teich im Norden des Central Park (Harlem Meer)

Big Apple von Oben

Nächster Halt war das Rockefeller Center. Hier steht in der Weihnachtszeit immer der große Weihnachtsbaum. Das höchste Gebäude des Komplexes ist das „Top of the Rock“, auf welches man gegen eine nicht zu verachtende Umlage gelangen und von ganz oben einen schönen Ausblick über die Stadt bestaunen kann. Zwar ein absoluter Touristenmagnet, aber dennoch absolut lohnenswert. Bei Abenddämmerung hatten wir einen tollen Blick auf den Central Park, den Hudson River, das Empire State Building und den Rest Manhattans.

Danach haben wir noch den Time Square besucht, der uns mit seinen Menschenmassen und blinkenden Werbetafeln ein wenig an Las Vegas erinnert hat. Ja, wir waren sehr touristisch unterwegs. Am Time Square gab es auch einen dreistöckigen Toys `R Us, der mich nochmal um 25 Jahre hat verjüngen lassen.

Nach der vielen Lauferei war am nächsten Tag wieder ausruhen angesagt. Wir haben viel von der neuen Netflix-Serie „Sense8“ der Wachowski-Geschwister (u.a. The Matrix) geschaut, welche uns die beiden Dianes aus unserer Unterkunft in Sacramento empfohlen haben. Ein sehr ambitioniertes Werk mit tollen Bildern und guter Message, aber ich bin bislang noch nicht so überzeugt, da die Handlung überhaupt nicht in die Gänge kommt und manche Szenen schon arg seltsam sind. Abends haben wir uns im Kino „Everest“ angeschaut, welcher ganz gut war.

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Bretzel heißen in den USA "Pretzel"

Kreuz und Quer durch Manhattan

An unserem dritten „Lauftag“ haben wir uns Downtown Brooklyn angeschaut, sind mit der Fähre rüber nach Manhattan gefahren und haben uns dort den Battery-Park angeschaut. Von dort aus kann man auch zur Freiheitsstatue fahren, aber wir haben verzichtet. Die lokale Legende, der Sockel der Freiheitsstatue bestehe aus Ibbenbürener Sandstein, ist übrigens falsch. Er besteht nicht mal aus Sandstein.

Inzwischen wurde das Wetter auch schlechter. Es wurde kälter und bewölkt, war die meiste Zeit aber zum Glück noch trocken. Wir sind dann die Wallstreet entlang gelaufen, haben uns Soho kurz angeschaut und sind zum ehemaligen CBGB, dem Geburtsort des Punk Rock gelaufen. In den 70ern haben dort die Ramones den Punk Rock groß rausgebracht, in den 80ern und 90ern hat dort so ziemlich jede bedeutende Band der Szene gespielt, 2006 wurde es geschlossen und heute ist es ein Modegeschäft, in dem man auch Platten und Plattenspieler kaufen kann.

Manhattan südlich des Central Parks ist total spannend. Man läuft durch hunderte Häuserblocks, überall sind riesige Wolkenkratzer, man kann Meilenweit durch die Straßenschluchten gucken und es sind unglaublich viele Menschen und Autos unterwegs. Die Menschen kommen aus der ganzen Welt, viele Touristen, natürlich auch wieder viele Obdachlose, viele Geschäftsmänner und –frauen und so weiter und so fort. Auffällig sind auch die mobilen Essensstände, die es an jeder Ecke gibt. Diese verkaufen Hot Dogs, Halal (arabisches Fastfood) oder auch Pretzel (=Bretzel!) und stehen wirklich an jeder Ecke. Ständig hört man Gehupe und Sirenen von Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen.

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Basketball in Brooklyn

Sirene über alles

Ab und zu fährt auch mal eine Autokolonne durch die Stadt. Vorweg zwei bis drei gepanzerte, schwarze Polizeiautos mit offenen Fenstern, aus denen Polizisten oder andere Sicherheitsleute mit Maschinengewehren im Anschlag gucken, gefolgt von einer gepanzerten Limousine, wiederum gefolgt von zwei weiteren Polizeiautos. Alle Verkehrsteilnehmer müssen für die Kolonne Platz machen, was gar nicht so einfach ist, in diesem Riesenstau von Manhattan.

Die Kolonne kündigt sich auch schon meilenweit über sehr laute und wirklich bizarre Sirenengeräusche an. Man fragt sich, wer da wohl wichtiges in der Limousine sitzen mag. Die komischen Sirenen der Polizei- und Krankenwagen sind mir schon eher in den USA aufgefallen. Ich habe mindestens zehn unterschiedliche Sirenen in allen möglichen Tonlagen gehört, die in zufälliger Reihenfolge abgespielt, manchmal nur ganz kurz angespielt werden und fließend in einander übergehen.

Es muss irgendwo einen Sirenen-Sound-Designer geben. Vielleicht gibt es sogar Sirenen-DJs und nur in Polizeikreisen bekannten Nachtclubs auflegen, in denen zu Sirenen-Techno getanzt wird. Wer weiß das schon.

Ich glaub am nächsten Tag war wieder Pause. Es hat auch viel geregnet.

Zeit für Kunst

Den Tag darauf haben wir größtenteils im Metropolitan Museum of Art verbracht. Dies ist ein riesiges Kunstmuseum am Central Park. Mit 130.000 m² das größte der USA. (Wie gut, dass es Wikipedia gibt.) Man kann hier Wochen drin verbringen, wenn man sich alles genau anschauen möchte.

Von den alten Griechen, über das Mittelalter bis zur Gegenwart kann man sich Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Drucke, Fotografien, Kostüme, Plastiken, Instrumente usw. aus aller Welt anschauen. Antike Kunst, Renaissance, Modern Art, und was weiß ich was von Künstlern wie Picasso, Van Gogh, Dahli, Monet, Gauguin, Kandinsky und wie sie nicht alle heißen.

Ich bin ja ein ausgesprochener Kunstbanause, aber dennoch war es mal ganz nett, sich das Ganze anzuschauen. Modern Art geht aber scheinbar ganz einfach. Man kann zum Bespiel eine Wand einfach rot anstreichen, nennt es dann „Untitled“ und schon hat man etwas tolles kreiert. Wer Interesse an den Kunstwerken hat, kann sich mal durch die nachfolgende Galerie klicken.

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Im alten Griechenland

Der patriotische Europäer

Am letzten Abend habe ich mich leider noch in eine kleine Flüchtlingsdiskussion verstrickt. Das Thema ist auch wirklich allgegenwärtig. Im Aufenthaltsraum unseres Hostels saßen wir in den Sofas, haben gegessen und wurden später von einem Bulgaren angequatscht, der auch eigentlich ganz nett war und mit seinen Dreadlocks und seiner Hornbrille eher links-alternativ aussah.

Wir kamen später auf die Flüchtlingssituation in Europa zu sprechen. Ich hatte eigentlich keine Lust zu diskutieren, denn ich war ziemlich kaputt vom Tag und empfinde Diskussionen generell als große Anstrengung. Aber der junge Mann hat eins zu eins wie ein Pegida-Anhänger geklungen und mir Videos von randalierenden vermeintlichen Flüchtlingen gezeigt und behauptet, dass wirklich alle Flüchtlinge randalieren, undankbar sind, nur „auf unsere Kosten“ leben, nicht arbeiten wollen und, der Höhepunkt, „unsere Frauen“ vergewaltigen. Die Rumänin, mit der er sich vor uns unterhielt, welche noch neben ihm saß, hat nur mit dem Kopf geschüttelt und ist dann irgendwann aufgestanden und gegangen.

Von Gegenargumenten ließ er sich nicht überzeugen und meine wiederholte Nachfrage, ob er ernsthaft meine, dass alle Flüchtlinge so seien, bejahte er jedes Mal. Als ich ihm sagte, dass er den gleichen Scheiß redet, wie die Rassisten in Deutschland, sagte er, er sei keine Rassist, sondern ein patriotischer Europäer. Aha. Was heißt Pegida nochmal? Ich hatte jedenfalls nach einiger Zeit genug und bin dann auch aufgestanden und gegangen. Steffi ist mir kurz darauf gefolgt.

In der Hauptstadt

Washington DC ist relativ schnell erzählt: Mit dem Bus sind wir von New York hierher gefahren und in einem sehr netten, kleinen Hostel in Downtown untergekommen. Eines haben wir so langsam gelernt: Man sollte nach Möglichkeit immer ein kleines Hostel (max. 40 Betten) auswählen, wenn man ein paar soziale Kontakte haben möchte. Wenn man seine Ruhe haben möchte, geht man in ein Großes.

Konzertbesuch mit Kyle

Am ersten Abends ging es gleich wieder auf ein Konzert, denn ich wollte gerne die Hardcore-Band Defeater sehen. Diesmal wollten wir kein Risiko eingehen und waren um Punkt sechs Uhr vor Ort im Rock ‘N Roll Hotel. Natürlich ging es diesmal erst, wie immer, anderthalb Stunden später los. So haben wir erst mal in der noch leeren Bar herumgesessen. Währenddessen haben wir allerdings Kyle kennengelernt, der ebenfalls etwas früh da war.

Kyle ist 22 und steht kurz vor dem Ende seiner vierjährigen Armyzeit. Er war mit den Marine Corps unter anderem schon in Europa und muss derzeit eigentlich nur noch in Washington ein wenig herumsalutieren. Dass er bald fertig ist, gefällt ihm und er möchte dann nach Deutschland zu seiner Freundin ziehen, die in der Nähe von Frankfurt wohnt. Er spricht auch ganz passables Deutsch, da er schon mal zu einem Schüleraustausch für sechs Monate dort war.

Wir haben auch über das Waffenproblem in den USA gespochen. In den USA kommen auf 100 Einwohner 97 Waffen. Die NRA (DIE Waffenlobby in den USA) sagte mal nach einem Massaker an einer Schule, man könne die Schulhöfe vor Amokläufern nur beschützen, indem man sie bewaffne. Denn das einzige Mittel gegen einen bösen Menschen mit einer Waffe sei: ein guter Mensch mit einer Waffe.

Kyle ist in Michigan aufgewachsen und sein, Vater, ein Polizist, hat ihm zum 18. Geburtstag eine Schrotflinte geschenkt. Inzwischen besitzt er noch ein Sturm- und ein Scharfschützengewehr. Was man halt so braucht. Er sieht das Thema allerdings auch kritisch und war auch sonst ein wirklich netter Typ mit einer korrekten Einstellung. Wir haben uns den ganzen Abend zu dritt unterhalten und natürlich auch das Konzert angeschaut. Leider mussten wir auch bei seinem Army-Trinkverhalten mithalten, was uns den folgenden Tag gekostet hat, den wir verkatert im Bett verbracht haben. So hatten wir nur noch zwei volle Tage, um uns Washington anzusehen.

Sightseeing mit Anna

Am Abend unseres Katertags haben wir in unserem Hostel noch Anna kennen gelernt. Sie ist eine Vietnamesin, die in Bulgarien aufgewachsen ist und die letzten anderthalb Jahre in den USA und in Istanbul gelebt hat. Quasi eine Weltbürgerin. Mit ihr haben wir uns verabredet, am nächsten Tag ein wenigs Sightseeing zu machen.

So sind wir dann am nächsten Tag gemeinsam losgezogen und haben uns das Capitol, welches derzeit von außen restauriert wird, und das Smithsonian Museum of Natural History angeschaut. Letzteres war ganz interessant, weil es viele unterschiedliche Austellungen zur Naturgeschichte zeigte, wie zum Beispiel über die Entwicklung der Menschheit, über das Leben im Meer, Säugetiere und Insekten. Danach ging es weiter die benachbarte National Gallery of Art, also wieder ein Kunstmuseum, weil Anna da gerne reinwollte. War dann auch nicht so spannend, obwohl es ein bekanntes Selbstportrait von Van Gogh ausgestellt hatte.

Weiter ging es zum Weißen Haus, wo wir uns mit Kyle getroffen haben. Die Obamas haben wir nicht gesehen und sind dann zum Washington Monument gelaufen, wo ein kostenloses Benefizkonzert zum Thema Sucht gehalten wurde. Das gute an Washington ist, dass so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten nah beieinander liegen und man überall gut hinlaufen kann. Und es gibt unzählige interessante Museen, von denen ich gerne ein paar mehr gesehen hätte. Zum Beispiel das National Museum of American History, was wir uns für den Folgetag vorgenommen hatten, aber leider nicht geschafft haben. Oder das Smithsonian National Air and Space Museum.

Burritos für alle

Abends sind wir dann zu viert zurück ins Hostel gegangen. Am Tag zuvor hatten Steffi und ich viel zu viel Essen eingekauft, weil wir noch nicht ganz klar im Kopf waren. So haben wir dann Burritos gemacht und Anna und Kyle einfach eingeladen. Im Hostel gesellten sich noch ein paar andere Gäste hinzu und so hatten wir einen schönen Abend, den wir später in der gegenüberliegenden Bar fortsetzten und beendeten.

Am nächsten Tag sind Steffi und ich noch zum Lincoln Memorial und zum Martin Luther King, Jr. Memorial gegangen und mussten nachmittags zum Flughafen Richtung Mexiko aufbrechen.

Das Capitol Das Smithsonian Museum of Natural History Im Naturkundemuseum Primaten Echte Mumie Dinos zum Dritten Unser alter Freund T-Rex Ägyptischer Sarg Großer Käfer und kleiner Käfer Selbstportrait von van Gogh in der National Gallery of Art Das  Nationalarchiv der USA Das FBI-Hauptquartier Vor dem Weißen Haus Bei den Obamas Konzert am Washington Monument Selfie mit Batgirl Anna, Steffi und Kyle Anderntags in Downtown DC In den Straßen von Downtown DC An der National Mall Wichtiger Hinweis! Das Lincoln Memorial Abraham Lincoln, der erste Präsident der fiesen Republikaner. Immerhin hat er die Sklaverei beendet, bevor er ermordet wurde. Blick auf die National Mall Gedenken an den Korea Krieg Am Martin Luther King, Jr. Memorial Am Martin Luther King, Jr. Memorial Martin Luther King, Jr. Memorial
Das Capitol

Kurzer Rückblick auf Amerika

Die USA waren auf jeden Fall eine tolle und interessante Erfahrung. Ich wollte schon immer mal her (Steffi nicht so sehr, sie war schon mal hier), denn Amerika beeinflusst das Leben (nicht nur) in Deutschland in vielerlei Hinsicht sehr stark. Natürlich politisch und wirtschaftlich ganz stark, aber auch popkulturell. Viele Filme, so gut wie alle Serien und viele Bands die ich mag, kommen aus den Staaten.
Ich gucke zwar wenig Fernsehen, aber so gut wie alle Shows, die bei uns laufen, mit Ausnahme der Raab-Produktionen, sind aus den USA kopiert. Jeopardy! und das Glücksrad laufen sogar immer noch.

An Politik und Gesellschaft gibt es natürlich viel zu kritisieren, zum Beispiel der übertriebene Patriotismuss, die krasse Konsumorientierung, die verherrlichung von Waffen, die soziale Ungerechtigkeit, der Militarismus, der Imperialismus, und so weiter aber Deutschland ist ja auch nicht gerade ein frommes Lamm.

Die Menschen, die wir getroffen haben, waren überwiegend freundlich, sehr offen und hilfsbereit. Die Städte, die wir besucht haben, waren sehr interessant und beeindruckend. Das Land ist riesig und die Natur bietet viel Abwechslung. Ich hätte gerne noch mehr vom Inland gesehen. Aber richtig gut kann man die USA nur mit einem Auto erkunden und das konnten wir uns nun mal nicht leisten. Gerne hätten wir uns auch noch Portland länger angeschaut und wären nach San Diego gefahren. Man kann nicht alles haben und wir haben auch so viel gesehen.

Wenn man sich mit den jungen Leuten unterhalten möchte, braucht man übrigens nicht viel Englisch sprechen zu können. Es reicht, wenn man „Oh that’s awesome!“, „Oh my god“ und vor allem „like“ sagen kann. Letzteres verwendet man meisten für „I was like, he was like and she was like“ oder auch „I was just like“. Man kann auch einfach die ganze Zeit “like, like, like, like, like, like” sagen. So kam es mir zumindest vor.

Vor allem waren die USA bisher das teuerste Land auf unserer Reise, insbesondere was die Übernachtungskosten betrifft. Das lag aber auch daran, dass wir relativ lange in teuren Städten wie San Francisco und New York waren. Der Dollar steht zurzeit aber auch wirklich schlecht. Wir sind jedenfalls froh, dass wir jetzt in günstigere Länder fahren und sich unser völlig überstrapaziertes Budget wieder erholen kann.

Dieser lange Artikel ist jetzt zu Ende und ich hoffe, Ihr seid noch nicht eingeschlafen. Von Sommer, Sonne, Kaktus in Mexiko erzählt Euch Steffi in ein bis zwei Wochen.