Yah Man, Jamaika!
Derzeit weiß ich wirklich manchmal nicht mehr wo ich gerade bin. Vorgestern Kolumbien, gestern Jamaika und heute die Philippinen – so fühlt es sich an, wenn man sich nicht länger als einen Monat in einem Land aufhält. Die Zeit verfliegt und schon sind wir auf unserem letzten Kontinent, Asien, angelangt. Hier werden wir die nächsten 3 1/2 Monate unserer Reise verbringen, die im Übrigen auch die letzten unserer Weltreise sein werden. Ich könnte weinen!
Auf “Durchreise” in Jamaika
Auf Jamaika waren wir etwas mehr als 2 Wochen. Geplant hatten wir unseren Stop dort nicht, aber die Hochzeit von Kim und Steffen konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Die Zwei haben sich relativ spontan dazu entschieden allein auf Jamaika, ohne viel Planung, am Strand zu heiraten. Als sie uns gefragt haben, ob wir Lust hätten zu kommen (da wir eh gerade in der Gegend waren) und anstatt zwei Rastafaris deren Trauzeugen sein wollen, haben wir spontan zugesagt. Ein Glück hatten wir noch keinen Weiterflug aus Kolumbien gebucht. So kam es dazu, dass wir einen Zwischenstop auf Jamaika einlegten.
In Montego Bay
Eigentlich hätte der Weg von Cartagena, an der Karibikküste Kolumbiens, nach Montego Bay auf Jamaika so kurz sein können. Leider gibt es keine Direktflüge (welches mitunter am Drogenschmuggel liegen mag), so dass wir wieder einmal einen nächtlichen Aufenthalt in den USA am Flughafen verbringen durften. Nachdem ich schon in einer Kinderspielecke in einem anderen Flughafen geschlafen habe, war diese Übernachtung in Fort Lauderdale sehr komfortabel. Wir sind sogar schon an dem Punkt angelangt, dass wir uns freuen für eine Nacht keine Übernachtungskosten zu haben.
Am nächsten Morgen ging es dann nach Montego Bay. Dort hatten wir uns für 5 Nächte in einem Hostel mit Pool einquartiert, das wir so gut wie gar nicht verlassen haben. Das „Kifferhostel“ wurde von einer Deutschen geleitet, die vor 13 Jahren nach Jamaika ausgewandert ist und dort mit einem Jamaikaner ein Kind hat. Wie so viele Ehen in Jamaika ist ihre allerdings auch schon geschieden. Woran das wohl liegt? Vielleicht an der nachgesagten Untreue der jamaikanischen Männer? Wer weiß.
Hennis Geburtstag
Den einzigen Tag an dem wir wirklich etwas unternommen haben, war Henni´s Geburtstag. Wie Henni an meinem Geburtstag, habe ich den Tag für ihn geplant und er durfte sich überraschen lassen. Ich glaube, dass ich allerdings das schwerere Los mit Jamaika gezogen habe als er mit Vancouver. Eigentlich hatte ich nämlich vor, etwas auf eigene Faust mit ihm zu unternehmen. Auf Tripadvisor, Blogs und Travel-Websites bekam ich dann schon den Eindruck, dass man in Montego Bay nur geführte Touren unternehmen kann oder einen privaten Fahrer bräuchte. Im Hostel bekam ich die Antwort, dass sie einen eigenen Fahrer hätten und dieser uns gerne zu Ort A,B oder C bringen könnte. Und so hat uns Alex (ein Deutsch-Jamaikaner aus Flensburg) den Tag über herumgefahren.
Zuerst haben wir auf dem Martha Brae River ein entspanntes Floß-Rafting gemacht. Unser Floß-Kapitän hat uns während der Fahrt sehr gut mit jamaikanischen Ständchen, Geschichten zu Jamaika und Interessantem über die Natur unterhalten. Darüber hinaus hatte er noch ein besonderes Goodie zum Verkauf für uns parat – eine handgeschnitzte Vase, die er aus einer Baumpflanze (sah so ähnlich aus wie eine Kokosnuss) hergestellt hatte. Schnell noch während der Fahrt Namen, Hochzeitstag und einen Spruch eingeritzt und schon war das Hochzeitsgeschenk für Kim und Steffen perfekt.
Nach dem Rafting ging es abends zu „Glistening Waters“. In der Nähe von Montego Bay gibt es nämlich einen von 4 Orten auf der Welt in der das Meerwasser im Dunkeln leuchtet. Dies entsteht durch das Zusammentreffen von salzigem Meerwasser und Frischwasser aus dem Martha Brae River. Kleine Mikroorganismen im Wasser bringen das Wasser zum Leuchten, wenn es berührt wird. Leider kann ich euch nur dieses sehr unaussagekräftige Foto zeigen. Es war auf jeden Fall ein sehr kurzes, aber einzigartiges Erlebnis. Zum Abschluss sind wir noch in einen typisch jamaikanischen „Imbiss“ essen gegangen und haben mit anderen Hostelgästen den Abend im Hostel ausklingen lassen.
Unterwegs mit den Route-Taxis
Auf Jamaika wimmelt es von Taxifahrern, eigentlich ist jedes Auto ein Taxi. Auch wenn es sich um eine Privatperson handelt, würde sie dich wahrscheinlich gegen ein kleines oder größeres Entgelt mitnehmen. Auf der Straße wirst du von jedem zweiten Auto angehupt, weil es dich mitnehmen will.
Neben den privaten Taxiservices, die horrende Summen für eine Fahrt verlangen, bestimmen Route-Taxis das Bild der Insel. Zu erkennen sind sie am roten Nummernschild. Mit den Route-Taxis kann man, mit einigem Umsteigen, einmal um die ganze Insel fahren, wenn man denn möchte. Der Vorteil: Sie sind super günstig und man trifft viele Einheimische, da es für sie ihr tägliches Fortbewegungsmittel ist. Nachteil: der Komfort lässt zu wünschen übrig. Haha, das ist noch milde ausgedrückt. Die Fahrer wollen natürlich so viel Geld wie möglich auf einer Fahrt verdienen und stopfen die Karre voll bis sich die Menschen fast stapeln. Angeschnallt wird sich natürlich nicht und das Auto brettert mit Höchstgeschwindigkeit über die Straßen. Sicherheit geht anders, aber wir hatten meistens unseren Spaß.
Die Route-Taxis brachten uns auch von Montego Bay nach Negril, welches ca. 2 Stunden voneinander entfernt liegt. Dort sollte am 25. November die Hochzeit von Kim uns Steffen stattfinden.
Auf zur Hochzeit
Das Aufregendste an unserem Jamaika-Trip war die Hochzeit von Kim und Steffen. Ich war noch nie auf einer Hochzeit am Strand und dann noch auf Jamaika und während unserer Weltreise – der Hammer! Ein paar Tage bevor die Hochzeit stattfand, haben wir uns mit den Beiden in Negril getroffen und uns in der Nähe (waren dann doch 30-40 Minuten zu Fuß) ihres Hotels am Seven Mile Beach eingemietet.
Der Junggesellenabschied
Den ersten Abend haben wir ruhig angehen lassen, sind aber zufälligerweise in einem Baggerschuppen am Strand gelandet und konnten zusehen wie haufenweise weiße, ältere Frauen von Jamaikanern angebaggert wurden. (mehr dazu weiter unten). Was die Zwei noch nicht wussten war, dass gleich am nächsten Tag ihr Junggesellenabschied stattfinden sollte.
Zwei Tage vor der Hochzeit haben wir das angehende Brautpaar in Rick´s Cafe entführt. Rick´s Cafe zählt zu den 10 coolsten Bars der Welt (so jedenfalls die Werbung überall – haha). Die Bar liegt auf einer Klippe direkt am Meer, bietet eine tolle Aussicht und einen spektakulären Sonnenuntergang am Abend. Die Hauptattraktion dort ist, dass jeder Besucher aus 10 Metern Höhe von einer Klippe ins Wasser springen kann. Als einzige Aufgabe für die Beiden hatten wir den „Sprung ins Eheglück“ von dieser Klippe vorgesehen. Steffen war sofort dabei, Kimi hatte leider zu viel Angst. Ich muss zugeben, dass es wirklich sehr hoch war. Nach einigen Bieren und Rum-Punches sind Steffen und ich (einer musste das Eheglück ja besiegeln) dann gesprungen.
Den restlichen Tag haben wir damit verbracht sehr viel zu trinken, den Sonnenuntergang zu genießen und unsere eigene Party zu feiern. Zuletzt haben wir gar nicht mehr gemerkt, dass wir die einzigen im Pool waren während die meisten Gäste gesittet im Restaurant zu Abend gegessen haben. Nach einem leckeren Abendessen im Country Country (Hotel von Kim und Steffen) haben wir den Abend bei ein paar Bieren und Henni neben uns schlafend auf der Luftmatratze ausklingen lassen.
Die Hochzeit
Was soll ich sagen – Kim und Steffen haben den Traum vieler Paare einfach ausgelebt. Reise gebucht, Hochzeit arrangiert und an einem weißen Sandstrand in der Karibik geheiratet. Es war traumhaft schön und fast alles hat gut mitgespielt.
Eigentlich konnte gar nichts schief laufen, da die Hochzeit von einer professionellen Firma organisiert wurde. Einen Tag vorher hatten sich Kim und Steffen noch eine kleine Band, die sie am Strand gecastet hatten, engagiert. Alles war gut vorbereitet.
So haben sich Steffen und Henni mehr als eine Stunde vorher zum Ort am Strand aufgemacht wo die Trauung stattfinden sollte, während ich Kimi mit dem Kleid und ihrer Frisur geholfen habe. Als wir fertig waren, warteten wir nur auf Steffens Anruf, dass wir zum 200 Meter entfernten Standort kommen können. Steffen rief zwar irgendwann an, aber sagte nur: „Hier ist etwas schief gelaufen. Wir sind wohl am falschen Ort.“ Letztendlich war der Trauort etwas weiter entfernt als gedacht, zu Fuß nicht zu erreichen und in der entgegengesetzten Richtung. Dort war auch schon alles vorbereitet und wartete auf das Brautpaar. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einer immer nervöser werdenden Braut (das Wetter hätte jederzeit in Regen umschwingen können), wurden wir vom Shuttle der Organisation zum eigentlich Ort gefahren. Dann hieß es DURCHATMEN und GENIEßEN!
Danach war alles perfekt. Kimi sah bezaubernd aus (Steffen natürlich auch), die Band spielte schöne Klassiker, kein Regentropfen fiel vom Himmel, den Pastor konnte man gut verstehen, die Zwei hatten tolle Reden füreinander vorbereitet, das JA-Wort, Fotoshooting am Strand während wir Sekt trinken durften, ein glückliches Brautpaar. Herr und Frau S.!
Im Anschluss gab es ein leckeres Hochzeitsessen im Hotel der Beiden. Salat, Hummer und Eiscreme. Der Abend endete mit einem eher ungewohnten Hochzeitstrinkspiel, bei dem jeder eine neue Regel erfinden durfte, wenn er den Kronkorken in den Blumenring in der Mitte des Tisches getroffen hatte. Wir haben wohl sehr zur Belustigung des Personals beigetragen, indem wir jeden Satz mit “Yah man!” beenden oder grunzend um den Tisch rennen mussten, wenn wir jemanden verpetzen wollten, der eine Regel missachtet hatte. So endete ein wirklich schöner Tag!
Oh ja, und nicht zu vergessen…ich habe den Brautstrauß gefangen.
Blackriver-Safari
An unserem letzten Tag in Negril haben wir uns zu viert einen privaten Fahrer gegönnt, der uns zur Blackriver-Safari gebracht hat. Dort habe ich das erste Mal Krokodile in freier Wildbahn gesehen. Sehr beeindruckend!
Den Nachmittag haben wir in unserem Hotel an der Poolbar (in so einer Bar wollte ich schon immer mal sitzen) verbracht. Es könnte euch nun so vorkommen als ob wir sehr viel mit Kim und Steffen getrunken haben – und ja, so war es auch. Unser letzter Abend endete mit einer Kimi, die sich nicht mehr bewegen konnte und uns liegend Tschüss gesagt hat, einer leckeren Eigenkreation Steffens: das Philadelphia-Keks Brötchen und dem ausgetrunkenen Bier-Kühlschrank ihres Bungalows.
Schön war´s und wir würden jederzeit wieder für euch nach Jamaika kommen!
Das Schätzchen und Kingston
Während Steffen und Kim ihre Flitterwochen in Negril genossen haben, sind wir auf der Insel weitergezogen. Unsere letzten Tage haben wir am Treasure Beach im Süden der Insel und in Kingston, der Hauptstadt, verbracht.
Der Treasure Beach war herrlich. Abgeschieden von den Touristenhochburgen Negril und Montego Bay machte seinem Namen wirklich alle Ehre. Ein Schätzchen im Süden der Insel ohne viele Touristen und mit günstigen Preisen. Der Strand war zwar nicht so schön weiß und breit wie in Negril, aber dafür haben uns dort keine Taxifahrer und allzu viele Händler genervt. Unser Guesthouse, das Waikiki Guesthouse, lag direkt am Strand und ist sehr zu empfehlen. Außerdem habe ich das beste „Fried Chicken“ meines Lebens dort gegessen.
Von Kingston kann ich euch leider nicht viel erzählen. Alles was wir in den 1 ½ Tagen dort gemacht haben, war ein kurzer Spaziergang zu einem Pattie-Shop und ein Konzertbesuch, der vom Hostel organisiert wurde. Eigentlich hatten wir am nächsten Tag nach dem Konzert vor ins Bob Marley Museum zu gehen, allerdings machte uns der konsumierte Alkohol dse Abends einen Strich durch die Rechnung. Wir werden halt auch nicht jünger. Das Konzert war Teil der Musikwoche in Kingston und hat uns sehr gut gefallen. Zwei wirklich starke Sängerinnen mit aussagekräftigen, teilweise politischen Texten und einer hammer Stimme haben die urbanen Kingstoner zum Jubeln gebracht.
Patties sind übrigens jamaikanisches Fast-Food. Ein Pattie ist eine frittierte Teigtasche, die mit Fleisch, Fisch, Käse oder Gemüse gefüllt ist. Am besten schmecken die Hühnchen-Patties. Auf jeden Fall probieren falls ihr mal an einer jamaikanischen Imbissbude vorbeikommen solltet!
Fakten & Fazit zu Jamaika:
Jamaika ist eine wirklich schöne Insel und die Jamaikaner ein lustiges und nettes Volk (wenn man die oftmals desinteressierten, mit langen, künstlichen Nägeln versehenen, patzigen Frauen außen vor lässt). Überall dröhnt Reggaemusik aus den Speakern und ein Düftchen Gras weht um fast jede Ecke. Es ist auch überhaupt kein Problem Gras zu kaufen, da fast jeder auf der Insel sein eigenes Gras anbaut. Das Problem beim jamaikanischen Gras ist allerdings, dass es nicht genug Sonne bekommt und zu schnell geerntet wird, um es möglichst schnell verkaufen zu können. Deshalb soll es um einiges schlechter sein als das z.B.in Europa angebaute.
Am Interessantesten fand ich, dass hier die Welt des Sextourismus etwas anders tickt. Auf Jamaika prostituieren sich die Männer und lassen sich von meist übergewichtigen, reifen und weißen Frauen aushalten. In einer Bar, in der wir an unserem ersten Abend mit Kim und Steffen waren, ging es heiß her. Die Männer haben sich in einer Reihe am Strand postiert und wurden von den Touristinnen abgefangen – manchmal gingen die Damen aber auch leer aus.
Für Backpacker und Individualreisende ist Jamaika meiner Meinung nach weniger zu empfehlen. Viele der Attraktionen (wie Wasserfälle, Floßfahrten, Höhlen etc.) können nicht mit öffentlichen Verkehrsmittel oder Route-Taxis erreicht werden. So muss man auf einen privaten Fahrer zurückgreifen, der je nach Strecke 80 bis 200 amerikanische Dollar pro Tag/Auto verlangt. In einem dreiwöchigen Jahresurlaub zahlt man dies sicher gerne, aber nicht Budget-Reisende auf unserer nun schon fast 1-jährigen Weltreise.
Während ich nun die letzten Zeilen schreibe, stelle ich fest, dass in der nächsten Woche schon Weihnachten ist. Hoffentlich seid ihr schon mehr in Weihnachtsstimmung als wir – bei uns geht es nämlich gegen 0 Prozent. Hoffentlich bringt Schocki, den wir in der nächsten Woche auf Cebu treffen werden, ein Stückchen Weihnachtsstimmung aus Deutschland mit.
Trinkt einen Glühwein für mich mit!
One Love
Steffi
Hallo ihr Lieben,
tausche gerne mit euch Weihnachten gegen Jamaika! (Kuba oder eine gleichwertige Insel würd ich auch nehmen.)
Ich weiß zudem auch garnicht wo das Problem liegt mit den hohen Taxipreisen. Ihr macht doch auch Work and Travel. Vielleicht haben die dicken Damen europäischer Herkunft ja auch mal Lust auf ein heimisches Gewächs;)
Der Artikel hat mir ansonsten sehr gut gefallen! Freut mich, dass ihr die Lust am Reisen scheinbar nicht verloren habt!
Küsschen
Euer Egon
Lieber Egon,
auch wenn wir deinen Tauschwunsch leider nicht erfüllen konnten, hoffe ich dass du schöne Weihnachten gehabt hast.
Tja, derzeit machen wir kein “Work” mehr…nur “Travel”, deshalb sitzt die Kohle nicht mehr so locker.
Mir würde dein neuer Job übrigens auch sehr gefallen, bei dem man auch noch nebenbei schlafen kann. Top!
Komm gut ins neue Jahr.
Liebe Grüße von den Philippinen